Lebenslanges Lernen

Lebenslanges Lernen - die Frage ist nur aus welcher Quelle. Einige sind eine Gefahr für das Klima; das Klima zwischen den Menschen.


„FLINT*-Personen (Frauen, Lesben, Inter, Non-binary, Trans*) sind von der Klimakrise am stärksten betroffen und tragen gleichzeitig weniger zur Klimaerhitzung bei. Das ist eine der tiefen Ungerechtigkeiten, die der Klimakrise innewohnt.“


„An alle Dudes hier die nach Erklärung bitten: wollt ihr das nicht mal selbst recherchieren? Wir sind nicht Eure Erklärbärinnen und es gibt im Internet ziemlich viel darüber.“


Ein Post und eine Antwort auf der Facebook Seite von Ende Gelände zum Klimacamp am Wochenende im Rheinischen Revier.


Zitate, die man erstmal wirken lassen muss. Weil ich sie nicht direkt verstehe. Ok, wie der Gelehrte mir in dem Post empfiehlt bemühe ich das Internet. Scheinbar ist das die neue Form der Wissensvermittlung und alles, was ich in der Schule gelernt habe, zählt nicht mehr. Google an, „Flint Klimakrise“ rein und die Suchergebnisse sind da.


„Klima Flint: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm für Flint.“ Flint, ein Ort in den Vereinigten Staaten. Nein, das kann nicht gemeint sein. Oder sollten die Bürgerinnen und Bürger von Flint besonders schuld sein - an der Klimakrise. Nein, zweites Suchergebnis sieht besser aus: „Intersektionalität“. Was? Obwohl die Klimakrise ein globales Problem ist, sei Klima-Aktivismus in Europa leider weiterhin ein sehr privilegierter und weißer Aktivismus. Egal ob bei den großen Umweltverbänden, bei den Schulstreiks von Fridays for Future oder auch bei Akteur*innen wie Extinction Rebellion oder Ende Gelände, seit laut der von Google gefundenen zweiten Quelle nur ein Bruchteil der Gesellschaft präsent. Die Quelle liefert auch die Antwort. Diesen Text musste ich dreimal lesen, um ihn auch nur ansatzweise zu verstehen. „Eine intersektionale Perspektive kann uns helfen, zu verstehen, warum (noch) nicht alle Menschen zu gleichen Anteilen in der Klimabewegung vertreten sind. Dafür müssen wir darauf schauen, welche Formen von Unterdrückung und Diskriminierung in unserer Gesellschaft und somit auch in der Klimabewegung wirken.“ 


Ok, dann hätten wir jetzt die Erklärung der Betroffenheit in dem einleitenden Zitat von Ende Gelände. Aber wieso sind sie weniger schuld an der Klimakrise als ich? Weitersuchen. Gibt ja keinen Erklärbär für mich. Sorry, Erklärbärin.


Ich finde keine Erklärung. Auch eine Fundstelle, die die Flintstones zeigen, liefert mir keine.


Nochmal zurück zur ersten Behauptung, dass FLINT*-Personen von der Klimakrise am stärksten betroffen sind. Kurzgefasst will die Fund-Quelle meiner Google Suche mir also als Erklärung für die Behauptung vermitteln, dass scheinbar vorhandene Unterdrückung und Diskriminierung in unserer Gesellschaft bei vielen eine Teilnahme an den Klimaaktionen nicht ermöglichen. Ist das denn die Betroffenheit die Ende Gelände meint? Ich nehme es mal an. Das ist wohl die Begründung, warum an den Klimastreiks nur ein Bruchteil unserer Gesellschaft vertreten seien. Ich hätte jetzt den Grund in den unterschiedlichen persönlichen Ansichten und Einstellungen zu diesen Protesten gesucht. Vielleicht am Bildungsstand. Aber nein, die Diskriminierung ist schuld. Bin ich unterdrückt, weil ich gebildet bin? Das wäre eine ganz neue Form der Weltanschauung und erklärt, warum man Freitags nicht mehr in die Schule gehen sollte.


Das ist also die Begründung, warum an den Aktionstagen des friedlichen Protestes vom vergangenen Wochenende im Rheinischen Revier nur 3.000 Menschen des friedlichen Widerstands vertreten waren. Friedlicher Potest, der 1.400 Polizistinnen und Polizisten das freie Wochenende gekostet hat; nur um unseren Strom zu schützen, dass am Wochenende in den Krankenhäusern, Firmen, Privathaushalten nicht plötzlich der Strom ausgeht. Und die Beatmungsgeräte. Sollte ja schließlich sofort abgeschaltet werden.


Der friedliche Protest begann in den Climacamps mit der „Erprobung solidarischer Lebensweisen“, die es galt miteinander auszuprobieren, wie es in der Story des Organisators Ende Gelände stand. „Geübt werden schnelle und parktikable Kommunikationsformen ebenso wie Sitzblockaden oder das Umfließen von Polizeiketten.“ Sind das denn jetzt auch die neuen solidarischen Lebensweisen? Es wird darüber berichtet, als sei dies das Normalste der Welt. Wie in jedem Zeltlager.


Schnell wurde in der medialen Begleitung des friedlichen Protestes ein Schuldiger gefunden. Die Polizei. Der Olive Finger wurde im Zug verprügelt, von Polizeigewalt war sofort die Rede und manifestierte sich in einer spontanen abendlichen Demo gegen Polizeigewalt. Eine Behauptung, eine Demo.


Ich möchte gar nicht die beschriebene Friedlichkeit der Protestaktionen beurteilen. Auch nicht die inzwischen modern gewordene Verurteilung unserer Polizei. Verhältnismäßigkeiten von Polizeieinsätzen werden im Netz beurteilt. Verurteilt. Ich kann das nicht, weil ich kein Polizist bin. Weil ich das nicht gelernt habe, um den Einsatz beurteilen zu können. Habe nur gelernt, dass die Polizei zur Durchsetzung von Recht und Ordnung auch Gewalt anwenden kann. Ja muß, wenn das Gegenüber nicht das Privatgelände verlassen will. Steht im Internet; aber auch im Gesetz. Und da sind wir beim Thema: Lernen. Ich verbinde es automatisch mit Schule. Aber das scheint überholt zu sein.


Heute lernen wir im anscheinend im Internet. Es ist erstaunlich, wieviel Zustimmung der einleitende Post bekommen hat. Für mich unglaublich und nicht nachzuvollziehen. Nein, ich nutze nicht den Begriff Fake News, obwohl er auch hier angebracht ist. Es wird einfach etwas behauptet und viele springen auf diesen Zug auf. Sowie Ende Gelände nun behauptet, jetzt ist Erdgas auch doof und besetzt am Wochenende ein Gaskraftwerk im nahen Düsseldorf. Einer stellt die Behauptung auf „Gas ist doof“ und mehr als 600 Menschen folgen und setzen sich in weißen Einmalanzügen vor die Kraftwerkstore. Nur einen Tag später kritisiert der BUND die Aktion, da das Kraftwerk eines der Ökologischsten wäre. Die sollten es wissen, denke ich. Zu spät. Thema ist durch. Eine Behauptung, eine Demo.


Glaube und Wissenschaft. In unserer hochentwickelten und durch Wissenschaft geprägten Welt, reicht heute eine Behauptung um zu glauben. Von denen, die meinen sie wissen. Um blind hinterherzurennen. Behauptungen, die einfach ins Internet gesetzt werden, unzählige Anhänger finden. Eine gefährliche Tendenz. Eine gefährliche Bewegung, die heute mehr Demokratie und Freiheit einfordert. Neben dem Kohleausstieg. Neben dem Verbannen von Erdgas. Liebe war ja da auch noch.

Und Ende Gelände hat recht: „Wir werden immer mehr.“ Sie werden gefühlt immer mehr, wenn man sich mit diesem Phänomen beschäftigt. Auch das wird zu einer Bedrohung des Klimas. Zwischen den Menschen. Das Klagen der Bauern über die zertrampelten Felder vom Wochenende verhallt im Siegestaumel der friedlichen Protestler. Sie fordern Demokratie und Freiheit, obwohl sie ihnen zu Füßen liegt. Nur sie sehen es nicht, weil sie irgendwelchen Behauptungen hinterherlaufen. 


Die Wahlbeteiligung am Wochenende lag im Schnitt bei 30-40%. Wer von den friedlichen Aktivisten hat die höchste Form der Demokratie und Freiheit wahrgenommen? Ging ja nicht. Waren im Tagebau. Waren vor dem Gaskraftwerk.


Briefwahl haben sie nicht gemacht. Sag ich jetzt mal so. Recherchiert doch einfach mal im Internet. Ich bin doch kein Erklärbär.


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