Schmilz im Mund - nicht in der Hand.

Schmilzt im Mund - nicht in der Hand


Gedankenverloren sitze ich mit meinem Jüngsten im Garten und geniesse die Sonnenstrahlen an diesem schönen Sonntag. Fröhlich kauend sitzt er vor mir und bei diesem Anblick fällt mir auf, dass die Produktversprechung "Schmilzt im Mund - nicht in der Hand" nicht stimmt. Naja, nicht ganz stimmt. Die Händchen sind farblich vom Süssen gestaltet und die Mundpartie incl. T-Shirt sieht auch aus, als hätte Picasso persönlich seine Fähigkeiten freien Lauf gelassen.



Denke also, irgendwie stimmt der Slogan dieses Produktes nicht. Zumindest nicht ganz. Nur bei meinem Jüngsten ist es gerade so. Weil er noch nicht weiß, wie das Futtern dieser kleinen Süssigkeiten richtig geht (keine Sorge, Zähne werden danach sofort geputzt).



Themenwechsel. Nein, gleiches Thema, nur anderer Schauplatz. Düsseldorf. Polizeigewalt. Viele Diskussionen im Netz über eine Videosequenz. Vorschnelle Anschuldigungen, die entgegenschreien "Polizeigewalt in Düsseldorf". Auch etwas "versprochen", was es in Wirklichkeit nicht gibt; zumindest nicht in diesen Zusammenhang und generell nicht in dieser "angeschuldigten" Intensität.



Ich dachte sofort, hier stimmt etwas nicht. Da war das Video. Danach ein Artikel in der Rheinischen Post, bzw. ein Interview mit einem Sozialarbeiter, der den Jungen besucht hatte. Ein Foto von hinten, auf dem ein Pflaster im Ellebogen zu sehen war. Dachte, extra so fotografiert? Anschuldigungen zur Härte des Einsatzes der Polizei im Interview. Die Presse springt drauf an. Polizeigewalt auf allen Titeln. Ja und hier kann man soviel über ein Düsseldorfer Boulevardblatt schimpfen wie man will, aber in diesem Fall waren sie die Einzigen, die titelten "angebliche Polizeigewalt" - ja, ein Zusatz macht manchmal einen großen Unterschied aus...



Einen Tag später ein Aufruf eines Vereins, zur Solidarität mit dem Opfer der Düsseldorfer Polizeigewalt. Die Aufregung danach ist ja bekannt...



Ein wenig das Internet bemühen und man stellt fest, dass der Sozialarbeiter Gründungsmitglied des Vereins ist und der im Juli noch mit dem NRW Verdienstorden (wird verliehen für "herausragende Verdienste am Gemeinwohl und am Land NRW) ausgezeichnet wurde. Er tritt übrigens auch bei der Kommunalwahl an.



In der Pressemitteilung des Vereins wurden vorschnell Anschuldigungen gegen den Polizisten erhoben. Nein nicht nur gegen den Polizisten, sondern gegen die ganze Polizei Düsseldorf. Steigerung, meines Erachtens gegen die ganze Polizei. Das Unwort des Jahres Polizeigewalt wurde zum Slogan. Stunden vorher wurde zurückgerudert. Dann hieß die Überschrift nicht mehr "Solidarität mit Mohammed A und gegen Polizeigewalt", sondern nur noch "Wir sind Düsseldorf".



5.000 sollten, jedoch nur 200 sind dem Aufruf zur Demo gefolgt. Zum Glück so wenig, jedoch auch 200 zuviel. 200 die darauf angesprungen sind und die immer noch denken, es sei richtig was sie tun. 200 die nicht merken, dass die "Produktversprechung" nicht stimmt. Dass es keine allgemeine Polizeigewalt in Düsseldorf gibt.



Sie merken nicht, dass wenn sie die sich richtig verhalten würden, es auch keine Auseinandersetzung mit der Polizei geben wird. Dass dann, wenn sie sich nicht richtig verhalten, auch Gewalt angewendet werden kann, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung wieder herzustellen. 



Zurück auf die Terrasse. Zu meinem Kleinen mit dem Picasso Muster. Er weiß nicht, dass die süssen Dinger irgendwann schmelzen. Er kennt auch die Produktversprechung nicht. Ich muß es ihm sagen. Ihm beibringen. Ihm die Folgen seines Verhaltens beibringen.



So wie beim Respekt. Ich muß meinen Kindern sagen, was es bedeutet respektvoll mit dem Gegenüber umzugehen. Ob mit den eigenen Brüdern (klappt nicht immer) oder mit Uniformierten. Es ihm erklären und diese Erklärung ist unsere elterliche Aufgabe und nicht die der Politik oder der öffentlichen Bildungstäger. Was nicht heißt, dass diese beiden sich komplett aus der Sache rausziehen... Aber da komme ich gewiss noch zu.



Der Verein als Organisator dieser Demo, hat sich mit dieser Aktion am Wochenende m.E. nicht um "herausragende Verdienste am Gemeinwohl und am Land NRW" verdient gemacht. Ich bin jedoch erleichtert, dass das Land und die Düsseldorfer gezeigt haben, dass sie stolz auf ihre Polizistinnen und Polizisten sind, die auch jetzt gerade für unsere Sicherheit auf den NRW Strassen unterwegs sind, während ich einen Lappen hole, um meinem Jüngsten den Mund und die Hände sauberzumachen. 












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